Die vergangenen Wochen waren hart gewesen – emotional, mental und körperlich. Ich bin müde. Müde von der Ungewissheit, müde von der Rastlosigkeit und müde von der Hoffnung. Ich mache Pläne, habe Szenarien in meinem Kopf, lasse mich auf Menschen ein. In den Gedanken gleite ich zwischen den Welten umher. Ich überlasse nichts dem Zufall und zerstöre mir vielleicht dadurch vieles selbst. Und wenn das Kartenhaus dann ab und an mal ohne Vorwarnungen komplett zusammenfiel, hatte ich bis dato immer einen Zufluchtsort: Nepal.
Nepal richtet mein Seelenleben. Sorgen sind vergessen. Ich tanke auf. Es ist ein besonderer Ort wegen der magischen Begegnungen. Ich lernte dort Menschen kennen, die nun zu den wichtigsten Personen in meinem Leben gehören – auch wenn man sich mal voneinander entfernt. Es hat dort Klick gemacht. Man schwebt auf einer Wellenlänge. Es passt auf allen Ebenen – seit Jahren! Nepal verbindet. Ich glaube nicht an Zufälle. Mir gefällt der Gedanke, dass es für einige Menschen vorbestimmt ist, sich zu begegnen – als ob ein unsichtbares Band sie miteinander verbindet.
Aber Nepal ist tausende Kilometer entfernt. Ein physischer Zufluchtsort, der nur gelegentlich in Anspruch genommen werden kann. Besonders wenn ich aktuell nicht mehr weiß, wie viel Nepal noch in mein Leben passt beziehungsweise was mein Leben jetzt ist? Seit sehr langer Zeit stehe ich plötzlich vor mehr Fragen als Antworten. Ich hatte Pläne, doch diese sind urplötzlich wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Der Gedanke an das, was nun kommen wird, stresst mich, weil ich absolut nicht weiß, was kommen soll. Nepal wird mir dabei nicht helfen können. Dieses Mal nicht…
Ein neuer Zufluchtsort musste her. Und ich habe ihn gestern für mich entdeckt – oder eher: wieder für mich entdeckt.
Es ist ein Ort in der nahen Vergangenheit, in der noch alles gut gewesen war. Zu einer Zeit, in der ich zum ersten Mal echtes, absolutes Glück erfuhr. Noch nie hatte ich so einen inneren Frieden gespürt, wie zu jener Zeit an diesem Ort. Mein Geist war frei, die Gefühle völlig rein. Eine noch nie da gewesene seelische Ruhe durchströmte mich, obwohl der Wind mir an jenem stürmischen Herbsttag heftig ins Gesicht peitschte und mit aller Gewalt an Ästen und Zweigen rüttelte. Dennoch fühlte ich mich sicher, geborgen, beschützt. Ich hatte die Gewissheit, dass mein Leben nun vollkommen war… Doch das Schicksal hatte leider andere Pläne und mischte die Karten neu.
Die Gefühle, die ich in dem Moment an jenem Ort empfand, sind so real, dass ich sie bis heute tief spüre. Wann immer es mir schlecht geht, brauche ich mich nur an diesen Moment zu erinnern und ich merke, wie meine Seele sich beruhigt. Ich spüre das Glück und den inneren Frieden. Ich verbleibe in meinen Erinnerungen, suche Zuflucht in ihnen. Mein ganz persönlicher mentaler Zufluchtsort trägt eine ganz besondere Bedeutung für mich. Und diese Bedeutung wird er auch niemals verlieren.
Jill
Sehr schön geschrieben! Nach Nepal möchte ich auch unbedingt nochmal. Mein Sehnsuchtsort ist auf jeden Fall Südafrika.
Khai-Thai
Hi Jill, vielen Dank für deinen Kommentar 🙂
Meld dich einfach bei mir, sobald du nach Nepal möchtest. So wie ich dich in deinem Blog kennengelernt habe, wird es dir sicher in unserer Unterkunft gefallen (https://blog.mein-nepal.de/2017/03/30/schoene-unterkunft-in-kathmandu-nepal/). Wer weiß, vielleicht läuft man sich in Nepal über den Weg. Würd mich freuen 🙂