Unterwegs mit 20km/h von Kathmandu nach Pokhara

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Geduld. Meine Standard-Antwort auf die Frage, was Reisende benötigen, wenn sie nach Pokhara möchten. Sehr viel Geduld, korrigiere ich meine Aussage selbst, als ich nach vier Stunden aus dem Fenster des Busses schaue und bemerke, dass wir nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter uns haben. Hilflos sacke ich noch tiefer in meinem ultra komfortablen Bus-Sessel ein. Ja, richtig gelesen: ULTRA KOMFORTABEL!!! Ich danke sämtlichen Göttern, dass ich auf meine nepalesischen Freunde gehört habe, die mir empfohlen hatten, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, um einen komfortableren Bus zu buchen. Etwas tiefer in die Tasche greifen, bedeutete 1.500NPR für eine einfache Fahrt von Kathmandu nach Pokhara zu bezahlen. Es gab Zeiten, als man für weniger sogar Hin-und-Zurück fahren konnte. Aber auch in Nepal sind die Kosten extrem gestiegen. Benzin kostet nun fast doppelt so viel wie noch vor Covid.

Mein Hintern dankt mir jedenfalls, dass ich den Aufpreis von 500NPR zum „normalen“ Bus gezahlt habe. Ich sitze in einem riesigen Bus mit einzelnen, richtig breiten Sesseln und sehr großer Beinfreiheit. In den ersten Stunden genieße ich noch das Schaukeln, das Abbremsen und Anfahren, das wilde Hupen aller Verkehrsteilnehmer und das bunte Treiben. Die Strecke von Kathmandu nach Pokhara und zurück habe ich bereits so oft zurückgelegt, dass ich diese fast schon aus dem Effeff kenne. Ich bemerke also nach etlichen Stunden, dass wir noch sehr viel Strecke vor uns haben. Meine Freunde hatten mich vorgewarnt. Aber wer hätte geahnt, dass die Fahrt so krass lange dauern würde…

Von Kathmandu nach Pokhara mit dem Bus

Kathmandu nach Pokhara in 9 bis 10 Stunden – überall wird „gebaut“!

Nach fast 10 Stunden steige ich am Buspark von Pokhara aus dem verfluchten Bus aus. Somit hatten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von atemberaubenden 20km/h. Noch langsamer und wir wären in der Zeit zurückgereist. Meinem Hintern geht es nach all den Stunden zwar gut, aber dafür ist mein Kopf matsch! Die Fahrt wurde irgendwann nicht nur physisch anstrengend, sondern vor allem mental. Gerade, weil ich nicht so lange in Nepal bleibe wie sonst, fühlte sich während der Fahrt irgendwann jede Minute als vergeudete Reisezeit an. Für die etwa 200km habe ich einen halben Tag verloren.

Es ist schon erschreckend, wie sich der Verkehr in Nepal entwickelt hat. Als 2011 die Straße teilweise nicht mal asphaltiert gewesen war, hatte ich mit dem Bus 6-8 Stunden benötigt. Oft fuhr ich um 7.30h morgens los und war schon um 14h in Pokhara. Irgendwann war dann die Strecke größtenteils komplett asphaltiert und die Fahrtzeit erhöhte sich auf 8 Stunden. Mittlerweile, im Jahr 2023, wird die gesamte Strecke erweitert!! Sie wird breiter gemacht, damit zukünftig noch mehr Autos, noch schneller fahren können. Auf gut zwei Drittel der gesamten Strecke liegt Görell und Schutt herum. An manchen Stellen ist so viel Sand und Staub in der Luft, dass man kaum voraussehen kann. Befestigte Straßen? Fehlanzeige! Aufgrund dieser „Bauarbeiten“ sind auch viele Teile der Strecke nur einspurig befahrbar. Insgesamt ist es eine sehr ruppige Fahrt mit vielen kurzen Staus.

Bauarbeiten auf Strecke zwischen Kathmandu und Pokhara
Viel Stau zwischen Kathmandu und Pokhara

Warum auf den ganzen Baustellen nicht gebaut wird

Schaut man während der Fahrt aus dem Fenster hinaus, fragt man sich unweigerlich, wie lange die Strecke noch diesen Zustand beibehalten wird. Obwohl ein Großteil der Strecke wie eine komplette Baustelle aussieht, sucht man verzweifelt nach Bauarbeitern und schweren Gerätschaften. Der Schutt und das Geröll liegen einfach nur einsam herum. Straßenteile sind gesperrt, aber weit und breit ist niemand zu sehen. Warum wird nicht Abschnitt für Abschnitt gebaut?

Von meinen Freunden erfahre ich den Grund hinter den wilden Bauvorhaben. Die Straßenprojekte werden seitens der Regierung bzw. vom zuständigen Ministerium bzw. von der Kommunalverwaltung ausgeschrieben. Ein Bauträger bekommt den Zuschlag und macht sich an die Arbeit. Währenddessen nimmt dieser Bauträger noch weitere Projekte an. Da er allerdings nur begrenztes Equipment und eine limitierte Anzahl an Arbeitskräfte zur Verfügung hat, werden diese mal hier, mal dort eingesetzt. Ganz grob gesagt 😉

Besonders auf innerstädtischen Straßen fällt diese Arbeitsweise stark auf. Straßen aufreißen (z.B. für eine Kanalisation) ist relativ einfach und geht schnell. Das wird auch immer sofort gemacht. Die Arbeiten, die danach kommen, finden erst statt, wenn man Zeit hat… Vor allem in Stadtbezirken, in denen nicht unbedingt die wohlhabenden Schichten wohnen, dauern Straßenarbeiten viele Jahre an. Es gibt Gegenden in Kathmandu (z.B. ganz im Osten), die schon seit 2016 reine Baustellen sind.


Bauarbeiten zwischen Kathmandu und Pokhara werden noch lange andauern

Ich weiß nicht, ob es einen Zeitplan für den Ausbau der Strecke zwischen Kathmandu und Pokhara gibt. In naher Zukunft wird die Strecke definitiv nicht fertiggestellt sein. Wenn in einigen Wochen der Vor-Monsun sich ankündigt, kann ich mir nur schwer vorstellen, wie eine Straße am Gebirge fertiggestellt werden soll. Ich hoffe auch, dass durch die Verbreiterung der Straße, Hänge gut gesichert wurden, da es in Nepal während des Sommers auch oft zu Erdrutschen kommt. Für die Fahrt von Kathmandu nach Pokhara wird man sicherlich während des diesjährigen Monsuns sehr, sehr viel Geduld mitbringen müssen. Mehr Geduld noch als sonst…


Mittlerweile bin ich schon seit ein paar Tagen wieder aus Nepal zurück. 19 Tage Nepal nach 3 Jahren Abwesenheit waren eindeutig zu wenig – viel zu wenig für meinen Blog und Facebook. Es fehlte einfach die Zeit. Aber das werde ich schon bald alles nachholen.

Wer mehr erfahren möchte, ich bin auf Instagram aktiver. ➡️www.instagram.com/run.away.with.khai👋


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Namasté! Schön, dass Du meinen Nepal Blog gefunden hast. Ich heiße Khai-Thai, ich bin in Deutschland geboren, meine Eltern stammen aus Vietnam, Frankfurt ist meine Heimat und Nepal mein Zuhause. Seit 2011 besuche ich das wundervolle Land für mehrere Monate im Jahr und engagiere mich für unsere Hilfsprojekte vor Ort. In diesem Nepal Blog schreibe ich über meine Eindrücke, Erfahrungen, Anekdoten und Projekte - Einfach mein-Nepal eben ;)

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