Nepal XIII – Routine oder steckt etwa mehr dahinter?

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Routine oder steckt da mehr dahinter?

Es ist wieder soweit. Nepal steht vor der Tür. In weniger als 24 Stunden werde ich meine nunmehr 13. Reise innerhalb der letzten sieben Jahre antreten. Und irgendwie fühlt es sich überhaupt nicht danach an. Ich habe mich noch um nichts gekümmert, habe noch kein Visum, und auch bis jetzt nicht gepackt – noch nicht einmal meine Sachen zum Packen habe ich rausgelegt. Vorfreude sieht wahrlich anders aus.

Ist es bereits die Routine geworden, vor der ich mich so sehr fürchte? Schon oft habe ich mir Gedanken darüber gemacht. Denn die An- und Abreisen sowie die Rückkehr nach Nepal und dann wieder nach Deutschland sind tatsächlich bereits zur Routine geworden.

Und das ist auch gut so. Ansonsten wäre ich nach jedem Abschied ein emotionales Wrack. Es ist gut, dass ich keine Eingewöhnungszeit benötige und dass ich direkt im Alltag des jeweiligen Landes ankomme. Dennoch ist für mich in Nepal immer alles neu gewesen, alles habe ich dort immer mit leuchtenden Augen erblickt.

Leidenschaftslos. Lustlos.

Wovor ich aber Angst habe, ist, dass mein Aufenthalt in Nepal zur Routine wird. Die Angst davor, dass die Leidenschaft mit der Zeit verschwinden und Nepal nur noch als „Job“ abgehakt wird.

Ich habe Angst davor, die Liebe zu verlieren. Denn ich weiß, dass mit fehlender Liebe zu Nepal ich nicht im Stande sein werde, alle Lasten alleine zu tragen. Dass ich es ohne Leidenschaft nicht schaffen werde, alle meine Aufgaben zu bewältigen. Ich fürchte mich vor der Gefühlslosigkeit, die verhindert, dass ich meine Projektarbeit in Nepal so fortsetzen kann, wie ich mir das vorstelle.

„Ihnen fehlt die Liebe zu den Menschen. Wie kann man helfen, wenn die Liebe fehlt?“, blickt eine der Hauptpersonen in Milda Drükes Roman „Rot – Menschen in Kathmandu“ zurecht kritisch auf westliche Entwicklungshelfer.

Wo ist meine Leidenschaft für Nepal nur hin?

Planlos.

Im Moment fühle ich mich tatsächlich so. Leidenschaftslos. Lustlos. Noch nie war ich auf Nepal so unvorbereitet gewesen. Ich habe keinen einzigen Plan für meine Zeit vor Ort – weder privat noch beruflich oder gar ehrenamtlich. Kein Projekt steht auf dieser Reise im Vordergrund. Nichts, was meine Reise als Vorsitz von hamromaya rechtfertigen würde. Zum ersten Mal habe ich keinen blassen Schimmer, was ich in Nepal soll. Von einem damals klaren Plan zur jetzigen undurchsichtigen Ungewissheit. Selten bin ich so planlos im Leben. Ich spüre, dass sich etwas verändert hat, ohne dass ich beschreiben kann, was es ist. Ich fühle mich kraftlos. Fühle mich meiner Begeisterung und Fantasie beraubt.

Ich weiß nicht, was mich zukünftig erwarten wird. Wohin wird die Reise gehen? Was wird aus mir und Nepal? Ich weiß es einfach nicht. Vor meinem inneren Auge sehe ich erstmals keine Bilder mehr. Ich sehe die Zukunft nicht mehr. Und das macht mir Angst. Mehr als alles andere.

Ich halte immer mein Wort.

Genau zwei Wochen werde ich dieses Mal in Nepal sein. Nur zwei Wochen – zu kurz, um mein Seelenleben wieder zu beruhigen und zu lang, um mich zu verstecken. Ich bin einfach zurzeit nicht wirklich in der Verfassung für Nepal. Ich stand vor wenigen Wochen sogar kurz davor meinen Flug zu stornieren. Doch stattdessen gab ich mein Wort, dass ich die Reise trotz aller Umstände antreten würde. Und ich halte immer mein Wort – das ist einer meiner größten Stärken und gleichzeitig auch meine größte Schwäche. Und so sitze ich jetzt hier und tippe. Unbedeutende Worte, Zeile um Zeile. Anstatt mich endlich um das zu kümmern, was Bedeutung hat.

Ich gehe nun Packen.

Wir sehen uns dann übermogen in Nepal…


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Namasté! Schön, dass Du meinen Nepal Blog gefunden hast. Ich heiße Khai-Thai, ich bin in Deutschland geboren, meine Eltern stammen aus Vietnam, Frankfurt ist meine Heimat und Nepal mein Zuhause. Seit 2011 besuche ich das wundervolle Land für mehrere Monate im Jahr und engagiere mich für unsere Hilfsprojekte vor Ort. In diesem Nepal Blog schreibe ich über meine Eindrücke, Erfahrungen, Anekdoten und Projekte - Einfach mein-Nepal eben ;)

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