(verfasst von Julian)
Gut einen Monat nach dem schweren Erdbeben Ende April wird immer absehbarer, was sich angedeutet hatte: Die humanitären und wirtschaftlichen Folgen für Nepal sind katastrophal und werden noch lange nachwirken. Die bisherige internationale Hilfe reicht bei Weitem noch nicht aus.
Das Erdbeben am 25. April kam für mich persönlich völlig überraschend. Wir von hamromaya Nepal, die zu der Zeit in Kathmandu waren, sind zwar glimpflich davon gekommen, doch schon während der ersten Stunden und Tage hat sich das katastrophale Ausmaß dieses Bebens mit der Stärke 7,8 angedeutet. Wieder zu Hause in Deutschland war ein weiterer Schock für uns ein großes Nachbeben am 12. Mai mit einer Stärke von 7,3, das noch einmal Opfer gefordert hat wo doch die unzähligen Nachbeben gerade etwas nachgelassen hatten.
Gut einen Monat nach dem ersten Beben erscheint es angemessen, eine erste Bilanz zu ziehen wie groß ist diese Katastrophe für Nepal? Wer hat Hilfe geleistet? Wie geht es weiter?
9.000 Todesopfer und über 25.000 Verletzte
Beide Beben zusammen haben über 9.000 Todesopfer gefordert und über 25.000 Menschen wurden verletzt. Nach UN-Angaben benötigen 2,8 Millionen Menschen - mehr als jeder Zehnte - humanitäre Hilfe, wovon 860.000 durch den Verlust des Hauses, erschwerte Erreichbarkeit oder Armut besonders schwer betroffen sind.
Neben den menschlichen Tragödien ist auch der materielle Schaden immens: Bis zu 600.000 Gebäude wurden zerstört, die meisten davon sind Wohnhäuser in ländlichen Gebieten, aber auch kulturell und touristisch wichtige Stätten sind betroffen. Die wirtschaftlichen Verluste werden auf umgerechnet fast 9 Millarden Euro geschätzt, was mehr als die Hälfte des nepalesischen Bruttoinlandsproduktes entspricht.
Angesichts dieser Ausmaße war auch die internationale Nothilfe breit angelegt und schnell. Hilfe kam aus 64 Staaten sowie von zahlreichen internationalen NGOs und UN-Organisationen. Besonders schnell reagierte Nepals südlicher Nachbar Indien, das schon in den ersten Tagen über 1.500 Erdbebenhelfer sowie Wasser, Medikamente, Trockennahrung, Zelte, etc. nach Nepal entsandte. Große Teams an Rettungskräften kamen auch aus China, Sri Lanka, Israel, Kanada und Großbritannien.
Das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der UN (OCHA) gibt an, dass bisher ca. 180 Millionen US-Dollar gespendet wurden. Die größten Geber sind die Privatwirtschaft, sowie die Staaten Großbritannien, Japan und Norwegen. Die größten Empfänger-Organisationen sind UNICEF, das World Food Programme, die International Organization for Migration, Save the Children und die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Internationale Hilfe reicht noch nicht aus
Trotz dieser bisherigen Hilfsleistungen wird weiterhin massives internationales Engagement notwendig sein. Allein für die unmittelbare Nothilfe sind die bisherigen Bemühungen nicht ausreichend. Denn diese decken nur knapp ein Viertel des Bedarfs ab und es werden dringend weitere 321 Millionen US-Dollar benötigt, um Millionen von Betroffenen humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.
Darüber hinaus wird der Wiederaufbau der zerstörten Häuser Monate dauern, eine Erholung der wirtschaftlichen Situation des Landes möglicherweise Jahre. Ohne langfristige Unterstützung, die jetzt und zukünftig weitergeht, auch wenn das öffentliche und mediale Interesse schon längst abgeflaut ist, sind diese Aufgaben kaum zu bewältigen.
Wer mehr über die Erdbebenhilfe von hamromaya Nepal e.V. wissen will oder spenden möchte, findet weitere Informationen auf der Webseite des Vereins.
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