Es ist kurz nach Mitternacht. Mitten in Surkhet. Die Straßen sind leer. Ab und an rauscht ein kleines Fahrzeug an uns vorbei. Die einzige wirkliche Lichtquelle. Wenn auch nur für kurze Zeit. Unsere Taschenlampen hatten ihren Soll auf unserer Projektreise bereits getan. Nur noch schwach leuchten sie nun in die unbekannte Dunkelheit. Es ist schwül-warm. Aus allen Ecken hören wir Kröten und Mücken herumschwirren. Aber niemand, der uns helfen kann. Die Lichter in den Häusern sind schon lange aus. Wir sind verloren.
Jetzt nur keine Panik. Ruhig bleiben. Das ist leichter gesagt als getan. Ich blicke umher und sehe nichts. Nichts, was auch nur den Anschein eines Hotels hat. Wo sind wir hier überhaupt? Ist das überhaupt Surkhet? Eigentlich ist es auch egal. Wo auch immer wir uns gerade befinden, wir brauchen eine Unterkunft. Und mit jeder Minute, die vergeht, wächst die Angst. Wo sollen wir nur die Nacht verbringen?! Wir stecken ziemlich tief in der Patsche. Verloren in einer Stadt, in der wir noch nie zuvor gewesen waren.
Diese Misere verdanken wir einzig unserem Fahrer. Er hatte sich auf dem zweiten Teilabschnitt der Strecke zwischen Jumla und Surkhet extrem viel Zeit gelassen. Um etwa 23.45h hatten wir endlich unser Ziel erreicht. Das Hotel hatte aber nur noch ein Zimmer frei gehabt, welches von einem Vater-Tochter-Paar beansprucht wurde. So blieben fünf weitere Fahrgäste im Jeep, der uns dann in eine schmale Seitengasse beförderte. Dort wurden wir alle vom Fahrer rausgeschmissen, mit dem Hinweis, dass es irgendwo da vorne ein Hotel gebe. Dem war natürlich nicht so. Die drei männlichen Gestalten schlenderten in die Dunkelheit der Nacht hinein, während wir uns zu zweit auf die Suche nach einer Unterkunft machten.
Nach 20 Minuten vergeblichen Suchens sind wir der Verzweiflung nahe. Wir laufen den breiten Highway zurück und kommen an einer Art Kreisverkehr an. Auch hier kann von Verkehr keine Rede sein. Kein Fahrzeug in Sicht. Wir laufen in eine Parallelstraße zum Highway. Das muss die Hauptstraße in Surkhet sein. Sofern wir uns wirklich in Surkhet befinden. An beiden Seiten der Straße reiht sich Gebäude an Gebäude. Doch die Schaufenster der Geschäfte und Restaurants sind alle dunkel. Es ist ein wenig unheimlich. Als wäre die Stadt ausgestorben.
Wir laufen die Straße weiter hinauf. Plötzlich hören wir Geräusche. Wir biegen in eine ganz schmale Seitengasse ein. Dort ist Licht. Ein kleiner Laden, in dem Mitarbeiter fleißig an Kleidung nähen. Dann daneben eine Glasfassade mit der Aufschrift „Hotel“. Wir können unser Glück kaum fassen. Wir müssen lange klopfen, ehe uns ein alter Wachmann die Tür öffnet. Er führt uns vier Stockwerke hoch in ein Restaurant, wo uns ein kleiner Junge im Basketballshirt empfängt. In seiner rechten Hand hält er einen riesigen Bund Schlüssel. Das muss wohl der Boss hier sein. Wir sind gerettet!
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harry peck
Ja das nennt man dann wohl Schicksal. ….
Khai-Thai
Glück gehabt 🙂