Dorfleben und Alkohol passen anscheinend auf der ganzen Welt wie die Faust aufs Auge. Wir schreiben bereits den vierten Tag in den Dorfregionen von Jumla und Dolpa und alkoholisierte Männer gehören zur Tagesordnung. Bedenklich ist es, wenn der Tag gerade einmal der Morgen ist…
Ob in Gaststätten, in den Unterkünften, auf der Straße oder auf den Feldern eine Alkoholfahne grüßt uns bei jedem Gespräch. Auch dort, wo man es am wenigsten erwartet…
Wir sind am entferntesten Punkt unserer Projektreise angekommen. Nachdem wir alle Schultaschen in der Dorfschule von Hurikot verteilt haben, möchte uns „Horse Man“ seinen besten Freund vorstellen. Wir erwarten schlimmstes, werden aber dann doch positiv überrascht. Sein bester Freund ist ein Mönch. Oder besser gesagt, der leitende Mönch des Yung Drung Drodhulin Gompa in Kaigoan. Ein buddhistisches Kloster mitten im Nirgendwo.
Wir spazieren also mit „Horse Man“ zum Kloster und werden herzlich vom alten Mönch begrüßt. Er zeigt uns voller Stolz sein Kloster und die anderen Gebäude in dem Areal. Er bittet uns in eines der Gebäude hinauf, wo wir auf der kleinen Holzterrasse warten sollen. Der alte Mönch verschwindet in ein Zimmer und bringt kleine Isomatten heraus. Er möchte, dass wir es uns gemütlich machen. Dann verschwindet er wieder. Wir genießen die Idylle und ruhen uns aus.
Nach einer kurzen Weile kehrt der alte Mönch zu uns zurück. Langsam geht er die schmal Stiege hinauf. Der alte Mönch steht nun vor uns und lacht uns an. In seiner rechten Hand hält er einen Jutebeutel. Er scheint schwer zu sein. Nach und nach holt er den Inhalt aus dem Beutel heraus und stellt ihn vor uns ab. Wir staunen nicht schlecht und sind doch etwas erschüttert. Vor uns liegen nun vier große 650ml Flaschen Heineken Bier!!! Das ist kein Mönch, das ist Drunken Master!
Wir erklären ihm, dass 16h etwas früh für Alkohol sei. Aber um den Gastgeber nicht zu beleidigen, nehmen wir jeder ein kleines Glas. So haben wir zumindest eine Flasche leer bekommen. Der alte Mönch und „Horse Man“ verstehen sich prächtig. Jetzt wissen wir warum.
Wir möchten aufbrechen, möchten aber nicht unhöflich sein.
Plötzlich fängt es wieder an zu regnen. Der alte Mönch lacht: „Now we can finish all bottles”!
Alle Beiträge von meiner 11. Nepal-Reise findet hier in chronologischer Reihenfolge.
Karin Osswald
Köstlichst ich kann nur die Situation bestens vorstellen