Häufig wird behauptet, dass das Reisen das Tor zur Welt ist. Leider zu unrecht, wie ich finde. Denn es ist nicht „die“ Welt, die sich durch den Reisenden öffnet, sondern immer nur die eigene ganz persönliche kleine Welt. Die meisten Reisenden sehen nämlich nur das, was sie sehen wollen. Sie nehmen nur das wahr, was sie wahrnehmen wollen. Es wird nicht hinter die Fassade geblickt. Sie stecken in einer künstlichen Blase, die dafür kreiert wurde, sie glücklich und zufrieden zu halten. Warum auch über den Tellerrand schauen und der äußersten Armut ins Antlitz blicken? Man befinde sich ja im Urlaub. Die Seele baumeln lassen, heißt es ja bekanntlich. Dann verschließt man doch lieber einmal mehr die Augen vor den Schattenseiten. Nicht dass man sich am Ende noch schuldig fühlen muss.
Die meisten Reisenden sind der Auffassung, dass ihre Reise den Menschen – vor allem in den Entwicklungsländern – helfe. Selbst Institutionen wie die UNWTO unterstreichen diese entwicklungspolitische Verbindung, obwohl kaum wissenschaftliche Studien bekannt sind, die diesen proklamierten Zusammenhang für die Tourismusbranche beweisen. Vor allem Backpacker entwickeln eine moralische Überlegenheit, weil sie sich als verantwortungsbewussten Gegenpol zum Massentourismus sehen. Obwohl es insbesondere die Backpacker sind, die sich auf der ständigen Jagd nach der günstigsten Unterkunft, nach dem günstigsten Essen und nach den günstigsten Dienstleistungen befinden. Warum soll auch mehr ausgegeben werden, als man muss?
Strukturelle Zusammenhänge werden oftmals nicht erkannt. Die Jagd nach Schnäppchen, obwohl man sich die 2€ mehr auch leisten könnte, führt zu massiven Preiskämpfen. Ausbeutung wird gefördert. Existenzen werden aufs Spiel gesetzt. Und wofür? Damit die Reisenden zufrieden sind.
Wir können aus „die Welt“ auch „unsere Welt“ machen
Reisen ausschließlich als Schreckgespenst zu deformieren, ist nicht meine Intention. Reisen kann sicherlich etwas bewirken – sowohl für die Reisenden selbst als auch für die Einheimischen vor Ort. Nur kommt es immer darauf an, was aus den gesammelten Erfahrungen gemacht wird. Verantwortungsbewusstes Reisen beginnt damit, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu sein. Die wahre Kunst besteht darin diese Verantwortung zu übernehmen. Hier wird sich dann zeigen, wer du wirklich bist. Gehörst du zu jenen kritischen Fachidioten, die meinen zu wissen, wie der Hase läuft? Oder hast du den Mut und die Ausdauer aus deiner eigenen kleinen Welt, unsere kleine Welt zu machen?
Nepal zeigt mir, wer ich wirklich bin. Nach unzähligen Reisezielen bin ich seit 2011 an dem kleinen Himalaya-Staat hängengeblieben. Seitdem setze ich mich für die dortigen Menschen ein. Ich konnte von ihnen mehr lernen, als ich jemals in der Lage sein werde, ihnen zurückzugeben. Sie sind Teil meiner Familie geworden. Einige, die ich in Nepal kennengelernt habe, zählen nun zu den wichtigsten Personen in meinem Leben. Meine Identität fand ich in Nepal.
Nepal verbindet. Weil Begegnungen geschaffen werden. Weil Menschen aufeinander treffen. Weil Kulturen zusammen kommen. Weil wir voneinander lernen. Weil wir nur so erfahren, wer wir wirklich sind.
harry peck
Ohhhhhhh khai
Du bist ein philosoph…..Du sprichst mir mit diesem Artikel aus der hintersten ecke meines herzens……..Ich bin mir sehr wohl bewußt das viele Menschen solche Idioten sind die glauben sie sind die sonne in der welt…..Es stimmt mich auch sehr traurig das hier in Deutschland. .. genau das gleiche abgeht ….nur die grossen kommen weiter…..Der kleine wenn überhaupt kommt schon aus seiner ecke raus aber um was für einen preis….Oft dauern diese Bemühungen ein ganzes menschenleben…..Ich für mich würde gerne einmal mit nach tibet….Ich weiß das ich dort aufblühen…würde….und das ich die Menschen in mein Herz aufnehmen würde…und sie mich bestimmt auch…..Ich bin kein jammerer…Werde jetzt anfangen zu sparen und sobald es geht werde ich da hin gehen wo du auch warst…….Das weiß ich……Du bist so ein feiner kerl……..Viel Ausdauer und Kraft bei allem was noch kommt und was dich glücklich macht ..Ich werde im Geiste immer dabei sein….drück dich harry
Khai-Thai
Hallo Harry, vielen Dank für Deinen Kommentar und Dein Lob. Es freut mich zu hören, dass Du gerne anfängst zu sparen, um sobald es geht, dahin zu gehen, wo ich auch gewesen war. Nur solltest Du nicht vergessen, dass ich in Nepal unterwegs bin und nicht in Tibet 😉 LG