Ich rede nicht viel über meine Arbeit in Nepal. Schon gar nicht rede ich darüber, dass ich hamromaya Nepal e.V. selbst ins Leben gerufen habe und praktisch die kleine Hilfsorganisation alleine leite. Darum geht es mir auch nicht. Schließlich mache ich das nicht, um andere zu beeindrucken. Ich mache es natürlich auch nicht, um mich moralisch gegenüber Anderen besser zu fühlen. Aber wenn ich doch einmal von meiner ehrenamtlichen Tätigkeit erzähle, habe ich manchmal das Gefühl, dass sich mein Gegenüber dadurch moralisch angegriffen fühlt. In den meisten Fällen stoße ich sogar auf völliges Unverständnis. Zu meinem Unverständnis.
Sie verstehen nicht, dass meine Tätigkeit von völlig altruistischen Motiven geleitet ist. Meine ehrenamtliche Arbeit ist kein Mittel zu einem bestimmten Zweck. Meine ehrenamtliche Arbeit ist der Zweck selbst. Und das verstehen viele nicht. Sie glauben mir nicht, dass ich daraus keinen persönlichen Nutzen ziehe. Weil sie sich nicht vorstellen können, selbst altruistisch für Andere tätig zu sein, schließen sie daraus, dass jeder Mensch seinen eigenen Nutzen in den Vordergrund stellt. Der Kern ihres Unverständnis liegt darin, dass sie einfach nicht verstehen, warum ich so viel Zeit und Mühe opfere, um Menschen in Nepal zu helfen.
Natürlich gefällt mir die Vereinsarbeit. Natürlich gefällt mir Projektarbeit. Natürlich schreibe ich gerne Berichte. Aber das ist doch nicht der Grund, weshalb ich den Verein gegründet habe. Nur damit ich mich gut fühle?! Schwachsinn! Und wenn ich ihnen erkläre, dass ich einfach nur anderen Menschen helfen möchte, schauen sie mich fragend an. Und wenn sie mal verstehen, dass ich einfach nur anderen Menschen helfen möchte, fragen sie mich, warum ich dann nicht Kindern in Deutschland helfe.
Mir geht es nicht darum, andere zu beeindrucken. Mir geht es nicht darum, dass alle verstehen sollen, warum ich für hamromaya Nepal e.V. arbeite. Mir geht es nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen, die sich nicht sozial engagieren. Das ist mir doch alles völlig egal. Mir geht es einzig nur darum, dass Menschen nicht über Andere urteilen sollen, die sie nicht kennen.
Unverständnis, das immer wieder auf mich zukommt
XY: Warum tust du das? –> Ich: Warum nicht?
XY: Du machst das wirklich ehrenamtlich? Du wirst also nicht bezahlt? –> Ich: Nein, ich werde dafür nicht bezahlt.
XY: Aber du bekommst doch eine Aufwendung dafür? –> Ich: Wie schon gesagt, ich werde nicht dafür bezahlt.
XY: Wie machst du das zeitlich? Das ist zu viel Arbeit, um nicht bezahlt zu werden! –> Ich: Gutes Zeitmanagement.
XY: Aber du machst deine ehrenamtliche Tätigkeit steuerlich gültig? –> Ich: Nur meine Spenden.
XY: Was bringt dir das? –> Ich: Ich verstehe die Frage nicht.
XY: Was für einen Nutzen ziehst du daraus? –> Ich: Definiere Nutzen.
XY: Wie bringt es dich im Leben weiter? –> Ich: Weiter wohin?
XY: Hilft es dir auf der Karriereleiter? –> Ich: Ich leite schon den Verein. Mehr kann ich nicht machen.
XY: Hilft es dir bei der Karriere in anderen Unternehmen? –> Ich: Das müssen die Personaler dort beurteilen.
XY: Du kannst das doch nicht für immer machen? –> Ich: Nein, nur bis ich tot bin.
XY: Dafür hast du doch nicht studiert? –> Ich: Ich studiere, weil ich lernen möchte.
XY: Warum ausgerechnet Kindern in Nepal? –> Ich: Endlich mal eine gute Frage 😉
XY: Warum nicht die ärmsten Kinder in Deutschland? –> Ich: Weil ich nicht noch eine Organisation gründen kann.
XY: Du musst ja nicht etwas neues gründen. Du kannst ja sonst wo mitarbeiten? –> Ich: Ich helfe Flüchtlingen.
XY: Sind dir Kinder in Deutschland weniger wert als Kinder in Nepal? –> Ich: Kinder sind Kinder, egal wo!
XY: Bringt deine Arbeit überhaupt etwas in Nepal? –> Ich: Sonst würde ich sie ja nicht machen.
XY: Ihr müsst doch irgendwie den Erfolg messen können? –> Ich: Was ist für dich Erfolg?
XY: Was bringt es Kinder im Dorf lesen und schreiben können? –> Ich: Was hat es dir gebracht?
XY: Macht deine Arbeit überhaupt Sinn? Ändern wird sich ja nichts! –> Ich: Menschen zu helfen, macht immer Sinn!
XY: Macht deine Arbeit überhaupt einen Unterschied?
–> Ich: Kennst du die Geschichte vom Sturm und dem Mädchen am Strand…
Karsten
Manche Leute muss man nicht verstehen…
Lothar Seifert
Hallo Khai-Thai,
ein Spiegelbild unserer Konsumgesellschaft zeigt dein Beitrag hier. Seit einigen Jahren bin ich auch in Nepal aktiv, manchmal auch in Ladakh. Ohne Verein und völlig selbstlos wie du. Wenn wir warme Kindersachen für Ladakh sammeln, dann geben oft nur ärmere Menschen, wie Harz 4 Empfänger etwas.
Viele sind aber auch verunsichert durch die schlechten Nachrichten über Organisationen und Vereine. Die leben oft auch von Spendengeldern. Ich traue auch keiner NGO in Nepal oder Indien.
XY: Was bringt dir das? –> Es bringt sehr viel. Z.B. Freundschaften dort, wo Otto-Normaltourist nicht einmal von weitem einen Einblick in das Land mit seinen Lebensarten, der Kultur und den Menschen bekommt. Ich schlafe lieber auf dem Fußboden eines kleinen Zimmers bei einer Familie als in einem Hotel. Und wer mit ganzem Herzen selbstlos gibt, der bekommt sehr viel mehr zurück. Allein der Anblick von kleinen, so richtig schmutzigen Kindern in den Dörfern macht mich sehr glücklich.
In einem Monat zum nepalesischen Neujahr werde ich wieder in Nepal mit Kindern in Schulen gehen und das Schulgeld für ein Jahr bezahlen.
Ich weiß allerdings nicht, wie es mit unseren Patenkindern weiter gehen wird. Vielleicht kannst du in Zukunft etwas tun? Kannst mir ja mal schreiben, wenn du möchtest.
Viele Grüße aus Sachsen von Lothar
Mach weiter, mancher Kritiker sucht nur Gründe, damit er wegschauen kann.
Khai-Thai
Hallo Lothar,
vielen, vielen Dank für deine aufrichtigen Worte! Dein Kommentar ist motivierend und inspirierend zugleich. Es hat mich sehr gefreut 🙂
Ich kann verstehen, dass viele Menschen größeren Spendenorganisationen nicht trauen. Zu viele Geschichten hört man über Korruption und Mittelverschwendung. Und wenn der Gesetzgeber beziehungsweise öffentliche Zertifikate (z.B. das Spendensiegel) noch Organisationen erlauben bis zu 25% der Spenden (bin mir nicht sicher, ob die Zahl stimmt) für Verwaltung und Marketing einsetzen zu dürfen, so ist das Dickicht der Spendenindustrie nur schwer durchblickbar.
Es freut mich, dass du trotz alle dem (oder gerade wegen alle dem) dich in Nepal privat engagierst. Und schön, dass du in bald wieder drüben bist und die wundervollen Menschen besuchen wirst. Leider verpassen wir uns knapp. Bei mir geht es kommenden Sonntag los. Leider kann ich aber nur gute zwei Wochen bleiben….
Du kannst mir über das Kontaktformular unserer Vereins-Homepage: http://www.hamromaya-nepal.de gerne mehr über die Patenschaften schreiben. Vielleicht kann man in Zukunft etwas gemeinsames ausarbeiten. Versprechen kann ich allerdings nichts. Wir sind nur ein kleiner Verein mit begrenzten Mitteln. Du weißt ja, wie das ist 😉
Danke noch einmal für den schönen Kommentar.
Herzliche Grüße aus Frankfurt
Khai
Michael Maurer
Hallo Khai-Thai, danke für all die Infos und Erfahrungen, die du auf deine Internetpräsenz mir zugänglich gemacht hast. Ich freue mich, wenn ich Menschen begegne, die andere Menschen unterstützen. Ich selbst bin in Kenia aktiv tätig und unterwegs und versuche, dort einen Unterschied zu bewirken. Dadurch, dass man bedingungslos hilft und unterstützt, hilft man sich selbst im spirituellen Bereich. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude und Liebe auf deinen Wegen. Im Juli werde ich allein nach Nepal reisen, um Nepal zu spüren und zu erleben.
Liebe Grüße
Khai-Thai
Namaste Michael 🙂
Vielen lieben Dank für deinen netten Kommentar und dein Lob! Auch ich wünsche dir bei deinen Hilfsprojekten in Kenia weiterhin viel Erfolg, Ausdauer und vor allem viel Freude an der Arbeit.
Ich freue mich zu hören, dass du im Juli selbst nach Nepal reisen wirst. Du kannst dich jederzeit an mich wenden, wenn du eine passende Unterkunft suchst, oder sonstige Fragen zur Reiseplanung haben.
Liebe Grüße
Khai-Thai