Die 5 wichtigsten Worte in meinem Leben

Veröffentlicht in: Erinnerungen, Persönliches | 2

Ich habe Worte schon immer viel mehr Bedeutung geschenkt, als das meine Mitmenschen tun. Ob ich nun etwas für Euch schreibe oder etwas sage, ich wähle meine Worte stets mit Bedacht. Mir ist nämlich bewusst, welche Macht Worte haben. Sie können Hoffnungen schnüren, Menschen Kraft geben oder ihnen Ängste nehmen. Umgekehrt können sie aber auch tief verletzen und Menschen zutiefst enttäuschen.

Leider haben Worte für die meisten Menschen keinen Wert mehr. Es wird so viel im Eifer des Gefechts gesagt, und doch meine man es am Ende immer gar nicht so. Das wird jedenfalls nach Streitereien behauptet. Philosophisch stellt sich nun die Frage, ob das, was in der Wut heraus gesagt wurde, nicht genau das ist, was tief in einem schon lange geschlummert hat? Menschen reden viel, insbesondere wenn es um sie selbst geht. Sie reden und reden, weil ihr eigenes Ego die selbstlobenden Worte hören möchte, selbst wenn diese nicht immer der Wahrheit entsprechen. „Der Edle schämt sich dafür, dass seine Worte seine Taten übertreffen“, sagte einst ein Mitschüler zu mir. Dass er damit Konfuzius zitierte, war mir damals in der 9. Klasse noch nicht bewusst.

Warum Nepal erst zu „mein-Nepal“ wurde, hängt unmittelbar damit zusammen, dass mich Konfuzius seit damals begleitet hat. Vor genau 9 Jahren betrat ich am 31.08.2011 zum ersten Mal nepalesischen Boden. Doch erst im darauffolgenden März, nach sieben unbeschreiblichen Monaten, sprach ich die fünf Worte aus, die zu den bedeutsamsten meines Lebens geworden sind.

Heute, an meinem 9-jährigen Nepal-Jubiläum widme ich mich den fünf Worten, die mein Leben komplett verändert haben. Zunächst enstand der Nepal-Blog, dann kam ein Nepal-Shop, dann der Nepal-Hilfsverein, dann eine verantwortungsbewusste Volunteering-Organisation und als letztes eine verantwortungsbewusste Reiseagentur. All das nur wegen eines Satzes…

Zum dritten Mal hieß es für mich Abschied von den Kindern aus Snowland zu nehmen.
Während meiner ersten Nepal-Reise blieb ich 7 Monate.

„Ich gebe euch mein Wort!“ („I give you my word!”)

Als nach sieben Monaten mein Abschied aus Nepal immer näher rückte, waren meine kleinen nepalesischen Geschwister emotional sehr mitgenommen. Sie hatten der Floskel jedes einzelnen Freiwilligen zuvor geglaubt, der behauptete irgendwann wieder nach Nepal zurückkehren zu wollen. Und die Kinder wurden in fast allen Fällen immer bitterböse enttäuscht. Noch immer – 9 Jahre später – fragen einige Kinder mich, ob ich Kontakt zu XY habe. Eines dieser unendlich vielen negativen Aspekte der Freiwilligenarbeit von unausgebildeten, jungen Menschen in Entwicklungsländern.

Die kleine Kunga Dolma (damals 4.Klasse) erklärte mir mit Tränen in den Augen, das mein „Versprechen“ wiederkommen zu wollen, keinerlei Bedeutung hat. Viele Volunteers vor mir hatten es ebenfalls schon versprochen. Doch kaum ein Volunteer sei jemals wieder zurückgekommen. Die anderen Kinder um sie herum, stimmten traurig zu.

„Ich gebe euch mein Wort“, sagte ich daraufhin und erklärte, dass das viel größer sei, als einfach nur plump etwas zu versprechen. „Denn jetzt habe ich euch etwas gegeben, das niemand euch nehmen kann und an das ihr euch festhalten könnt.“

Kunga Dolma streckte ihre Handfläche aus. Ich verstand nicht. Sie schüttelte frustriert den Kopf: „Für einen König bist du ziemlich dumm. Gib mir dein Wort!“. Sie starrte auf ihre ausgebreitete Handfläche und nun wusste ich, was sie meinte. Ich legte meine imaginären Worte in ihre Hand, die sie daraufhin in ihrer Hosentasche verstaute. „Jetzt habe ich dein Wort. Wenn du nicht zurückkommst, werde ich dich verprügeln!“

Ein schwerfälliger letzterTag in Snowland...
Nach 7 Monaten verlief der letzte Tag in Snowland tränenreich…

Und da ich ziemlich Angst vor Kunga Dolma und ihrer Zwillingsschwester Rinzin Khando habe, war ich 2 Monate später im Mai 2012 schon wieder zurück in Nepal…

Kunga Dolma ist ganz klar die Stärkere! (Oktober 2011)
Kunga Dolma ist ganz klar die Stärkere! (Oktober 2011)
Die Zwillinge und ich :) (Mai 2012)
Die Zwillinge und ich 🙂 (Mai 2012)
Kunga Dolma und ich respektieren uns gegenseitig - bis es ordentlich kracht :D (Oktober 2011)
Kunga Dolma und ich respektieren uns gegenseitig – bis es ordentlich kracht 😀 (Oktober 2011)

Seitdem weiß ich über die Wichtigkeit meiner Worte. Sie drücken aus, wer ich bin und führten zu all dem, für das ich mich seit Jahren einsetze. „Ich gebe dir/euch/Ihnen mein Wort“ ist für mich keine einfache Floskel, die ich leichtfertig verwende, nur um mich vor anderen aufzuspielen. Es ist das absolut höchste, was ich vergeben kann. Denn wenn ich jemanden mein Wort gegeben habe, halte ich es auch ein. Immer.

Danke Nepal für 9 wundervolle Jahre 🙂


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Namasté! Schön, dass Du meinen Nepal Blog gefunden hast. Ich heiße Khai-Thai, ich bin in Deutschland geboren, meine Eltern stammen aus Vietnam, Frankfurt ist meine Heimat und Nepal mein Zuhause. Seit 2011 besuche ich das wundervolle Land für mehrere Monate im Jahr und engagiere mich für unsere Hilfsprojekte vor Ort. In diesem Nepal Blog schreibe ich über meine Eindrücke, Erfahrungen, Anekdoten und Projekte - Einfach mein-Nepal eben ;)

2 Antworten

  1. Jacqueline die Schreibfee

    Hallo!
    Ein sehr schöner Beitrag. Ich finde ebenfalls, dass Worte eine große Bedeutung haben. Ich sage immer, man kann mit positiven Worten Leuchttürme bauen und Herzen berühren. <3
    Da ich von Geburt blind bin, verbrachte ich die Schulzeit im Bundesblindeninstitut in Wien. Ein Sozialpädagoge und seine Frau, die ebenfalls im Blindeninstitut gearbeitet haben, leiten ein Projekt in Nepal. Es nennt sich „Nepalhilfe für blinde Kinder“. Vielleicht schon etwas davon gehört? Falls Interesse besteht zum nachlesen hier ein paar Links:
    http://www.blickkontakt.or.at/nepalhilfe-fuer-sehbehinderte-und-blinde-kinder/
    https://www.facebook.com/pages/category/Education/nepalblindenhilfe/posts/
    Ich bin dankbar, in einem Land wie Österreich zu leben, wo eine Behinderung in der Gesellschaft meist kein so großes Problem ist. Ich habe gehört und gelesen, dass Behinderte, blinde Kinder in Nepal aus Scham versteckt werden.
    Ich selbst wohne mit meinem Mann in Klagenfurt am Wörthersee. Wir waren einmal in einem Shop, wo es Produkte aus Nepal zu kaufen gab. Das erste, was mir dann gleich zu Nepal eben einfiel, war jenes oben erwähnte Hilfsprojekt für blinde Kinder. Mehr wusste ich nicht darüber. Also habe ich im Internet gesucht und bin so auf Deinen tollen Blog gekommen.
    Namasté und viele Grüße
    Jacqueline

    • Khai-Thai

      Liebe Jacqueline, Namaste!
      Vielen Dank für deinen Kommentar und deine lieben Worte.
      Ich freue mich, dass du meinen Blog gefunden hast und danke dir, dass du dir Zeit genommen hast, in ihm ein wenig zu stöbern.
      Es ist leider in der Tat so, dass Menschen mit Behinderung es (aus unterschiedlichsten Gründen) in Entwicklungsländern schwerer haben. In Nepal spielt die große Armut (vor allem im ländlichen Raum) sicherlich ebenfalls eine große Rolle. Daher unterstützt mein Verein hamromaya Nepal e.V. auch eine Behindertenschule in Kathmandu.
      Vielen Dank für deine Links, die ich mir auf jeden Fall angucken werde. Ich kannte die Organisation noch nicht.
      Herzliche Grüße nach Österreich, alles Gute und bleib gesund!
      Khai-Thai

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