Nepal XI – Tag 9 – Todesangst

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Todesangst! Die Nerven liegen blank. Wilde Diskussionen im Innenraum unseres Jeeps. Jeder ist gereizt, erschöpft und nun auch noch wütend. Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt. Wie soll es denn auch anders sein, wenn man seit über 16 Stunden im Wagen sitzt, nur im gefühlten Schritttempo vorankommt und der Todesengel einem fast schon die Hand reichen konnte?!

Aus dem Nichts taucht eine Herde Schafe auf. Vollbremsung!
Aus dem Nichts taucht eine Herde Schafe auf. Vollbremsung!

Aktuell geht jedenfalls gar nichts mehr. Eine Vollbremsung zuvor, steht unser Jeep nun mitten auf dem schmalspurigen Bergweg. Ich verwende das Wort „Straße“ bewusst nicht. Die Kegel der Scheinwerfer leuchten auf eine Herde Schafe, die seelenruhig uns entgegen schleichen und hinter uns wieder in der Dunkelheit verschwinden. „Tod durch Schafe“ ist eine Schlagzeile, die ich nicht gern über mich lesen möchte. Dank der guten Reaktion unseres Fahrers – trotz 16-stündiger fast ununterbrochener Fahrt – bleibt es vorerst so.

Es ist draußen so stockdunkel, dass man den Abgrund, den wir seit einer Stunde erfolgreich meiden konnten, kaum erkennt. Vielleicht besser so. Wir hören nur den rauschenden Karnali-Fluss in der Tiefe.

Schon längst hätten wir in Jumla ankommen müssen. Wir wussten von Anfang an, dass eine lange beschwerliche Strecke vor uns stand. Immerhin sind es von Nepalganj in der Hitze des Südens bis nach Jumla im kühlen Norden knapp 340km. Eine Strecke, die erfahrene Bergfahrer in etwa 10 Stunden schaffen. Da unser Fahrer nicht unbedingt zu den Bergspezialisten gehört, waren wir bereits um 5h morgens aus Nepalganj aufgebrochen – in der Hoffnung bei Dämmerung in Jumla anzukommen.

Jetzt ist es kurz nach 21h und wir sind noch immer knapp 20km von Jumla entfernt. Für die letzten 15km hatten wir unfassbare 2,5 Stunden benötigt. Unser Fahrer möchte mit aller Macht ankommen und fährt in Dunkelheit tatsächlich schneller als bei Tageslicht. Wir möchten allerdings mit aller Macht überleben. Und so diskutieren wir nun.

Als alle Schafe endlich an uns vorbeigezogen sind und zwei betrunkene Hirte lachend in den Jeep gewunken haben, setzen wir unsere Fahrt – langsamer – fort. Wir beschließen im nächsten Dorf zu halten und dort die Nacht zu verbringen. Jumla wird uns schon nicht weglaufen…

Alle Beiträge von meiner 11. Nepal-Reise findet hier in chronologischer Reihenfolge.

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Namasté! Schön, dass Du meinen Nepal Blog gefunden hast. Ich heiße Khai-Thai, ich bin in Deutschland geboren, meine Eltern stammen aus Vietnam, Frankfurt ist meine Heimat und Nepal mein Zuhause. Seit 2011 besuche ich das wundervolle Land für mehrere Monate im Jahr und engagiere mich für unsere Hilfsprojekte vor Ort. In diesem Nepal Blog schreibe ich über meine Eindrücke, Erfahrungen, Anekdoten und Projekte - Einfach mein-Nepal eben ;)

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