Schüler in Nepal muss man sein….

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Zumindest wenn man nach der Anzahl der Ferientage geht. Als ich gestern meine Facebook-Seite öffnete, sprangen mir unzählige Bilder, Verlinkungen, Nachrichten und Kommentare entgegen. Da wusste ich, es sind wieder einmal Ferien in Nepal…
Natürlich freut mich das – den Kids selbstverständlich auch. Doch bei aller Freude haben die Ferien auch eine Kehrseite.

Die Schulausbildung leidet unter den vielen Ferientagen!

Ich behauptete dies allerdings ohne ausreichende Recherche, sondern berufe mich einzig auf meine eigenen Erfahrungen und den Berichten von diversen Volontären aus verschiedensten Schuleinrichtungen. Informationen, Hintergründe und Probleme rund um das nepalesische Schulsystem habe ich auf unserer Vereins-Homepage zusammengefasst.
Was ich im Laufe meiner Zeit in Nepal feststellen konnte, ist der fehlende Schulrythmus ausgelöst durch die gesetzlichen Ferientage. Es gibt kaum 2-3 Wochen Unterricht ohne Unterbrechung. Bei der kulturellen und religiösen Vielfalt von Nepal, gibt es dementsprechend auch sehr viele verschiedene Feiertage. Häufig sind dies Festlichkeiten, die über einen Tag hinaus gehen…
Manchmal wissen die Kinder selbst nicht, welchem Feiertag sie gerade für den aktuellen Schulausfall danken können. 🙂

Natürlich gibt es auch in Deutschland viele schulfreie Tage – 6 Wochen Sommerferien, 2 Wochen Herbstferien, 3 Wochen Weihnachtsferien, 2 Wochen Osterferien. Dann noch die gesetzlichen Feiertage und gegebenenfalls die je nach Bundesland spezifischen Ferientage. Das summiert sich natürlich auch 😉
Doch der entscheidende Unterschied ist, dass der deutsche Lehrplan in der Regel auf die netto Schultage ausgelegt ist. In Nepal ist das nicht so. So kommt es, dass nepalesische Kinder während der Ferien im Selbststudium neue Kapitel erlernen müssen, die nach den Ferien von der Lehrkraft nur schnell überflogen werden – ist ja schon zu Hause durchgenommen worden 😉 Zudem bekommen die Kinder unzählige Hausaufgaben, damit die Ferien bloß nicht „verschwendet“ werden. Ganze Buchkapitel müssen zum Teil abgeschrieben werden -.-

Auch in den aktuellen Winterferien in Nepal ist bzw. wird dies der Fall sein. Viele Schulen haben im Januar geschlossen, da – so wie ich es letztes Jahr verstanden habe – es in dieser Zeit zu kalt ist, um zu unterrichten und zu lernen….. Aber es liegt auch daran, dass – zumindest in Snowland – die Klassenräume sehr dunkel sind, und im Winter der Strom in Nepal rationiert wird. Das sogenannte Load Shedding. Ich schrieb schon ein paar mal darüber. Bis zu 18 Stunden ohne Strom erschweren sicherlich den Unterricht in den trostlosen Klassenräumen…. Und kalt ist es aufgrund der schlechten Isolation ebenfalls. Ich kann es durchaus verstehen, dass die Schule im Januar geschlossen ist.

Was machen nun die Kinder der Snowland Schule während der Ferien?

Hmm… Also die Kinder, die keine Verwandte rund um Kathmandu haben bzw. deren Verwandte nicht über die Mittel verfügen für die Ferientage nach Kathmandu zu kommen, müssen die Ferien in der Heimschule verbringen. Wenn nicht zufällig Volontäre vor Ort sind, haben sie kaum Kontakt zur Außenwelt. Lehrer lassen sich nicht freiwillig in der Schule blicken; die Schulleitung erst recht nicht… Die Kids gehen den alltäglichen Leben in Snowland nach. Morgengebet, Hilfe in der Küche, Wäsche waschen, sich um die Kleinen kümmern, Schule sauber halten etc.

Die Kinder in Snowland sind unfassbar reif für ihr Alter. In Abwesenheit von Erziehungsberechtigten haben sie schnell gelernt Verantwortung zu übernehmen. Sie sehen sich als große Familie (einige sind sogar miteinander verwandt) und achten auf sich gegenseitig. Natürlich vermissen sie auch ihre Familien und ihre Dörfer, doch viele betrauern bereits jetzt den kommenden Abschied von ihren Mitschülern.

Die meisten Kinder verbringen aber die einen Monat langen Ferien außerhalb der Schulmauern bei Familienmitgliedern. Kathmandu, die Hauptstadt Nepals, ist die Hoffnung der Dorfbewohner auf ein besseres Leben. So ließen sich viele Verwandte der Kinder in der Hauptstadt nieder, um Geld zu verdienen, mit dem sie ihre Familien im Dorf finanziell unterstützen. Zudem nutzen viele auch die Ferien um nach Kathmandu zu pilgern und gleichzeitig auch ihre Söhne/Töchter/Brüder/Schwestern/Neffen/Nichten zu besuchen. Boudhanath ist dabei ihr Ziel – Nepals Zentrum für den tibetischen Buddhismus. Eine 40m hohe Stupa ragt um den Platz, der eine komplett andere Welt verglichen zum hektischen Kathmandu darstellt. Die tibetische Gemeinde hat sich größtenteils hier niedergelassen. Aber das kann ich auch in einem anderen Eintrag näher beschreiben….

Mit den Kindern, die sich außerhalb der Schulmauern befinden, ist es einfacher Kontakt zu halten. Facebook macht es möglich 🙂 Doch wie es ausschaut, macht uns seit ein paar Stunden der Stromplan einen Strich durch die Rechnung 😀
Nun ja, ich habe ja noch einen ganzen Monat Gelegenheit mit ihnen zu sprechen. Außerdem werde ich ja womöglich im März wieder vor Ort berichten können….. hoffentlich 🙂

Folge uns Khai-Thai:

Namasté! Schön, dass Du meinen Nepal Blog gefunden hast. Ich heiße Khai-Thai, ich bin in Deutschland geboren, meine Eltern stammen aus Vietnam, Frankfurt ist meine Heimat und Nepal mein Zuhause. Seit 2011 besuche ich das wundervolle Land für mehrere Monate im Jahr und engagiere mich für unsere Hilfsprojekte vor Ort. In diesem Nepal Blog schreibe ich über meine Eindrücke, Erfahrungen, Anekdoten und Projekte - Einfach mein-Nepal eben ;)

3 Antworten

  1. Snowland

    hahaha jaaaaaa!!! das ist echt lustig 🙂
    lhosar war 2012 zumindest mitte/ende feb. sobald du mehr über das kommende weißt, wäre es super, wenn du kurz schreiben könntest, vielleicht schaffe ich es ja noch zu lhosar 🙂

    definitiv mit den feiertagen überzogen, wenn man debenkt, dass es nur 2% christen gibt 😀 letztes jahr hat snowland auch jeden muslimischen feiertag mitgenommen, obwohl kein moslem in der schule ist…..

  2. Basundhara

    was mich noch mehr nervt, niemand kann einem sagen wann genau ein festtag losgeht. so bin ich jetzt am recherchieren wann das Losar fest beginnt 😉 nicht mal buddhisten wissen das genau 🙂
    mit den ferien ist mir auch aufgefallen, sogar zu weihnachten hatten einige privatschulen geschlossen. völlig überzogen in einem hindu land, oder?

    aber ich kann verstehen das es kalt und dunkel ist, da würde mir das lernen auch keinen spass machen. lg

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