Volontariat, Auslandspraktikum, Ehrenamt in Nepal

Veröffentlicht in: Gesellschaftskritik | 7
Viele große Organisationen vermitteln Volontariate für viel Geld. Das darf nicht sein!
Viele große Organisationen vermitteln Volontariate für viel Geld. Das darf nicht sein! (Foto: Nepali Host Family)

Wer gerne ehrenamtlich für eine Weile auf dem Dach der Welt tätig sein möchte, findet bei Tante Google eine Reihe von Organisationen, die einem Volontariate oder Auslandspraktika in diversen Arbeitsbereichen in Nepal vermitteln.
Doch bei dieser Hülle und Fülle von Anbietern kann man schon leicht den Überblick verlieren O.O

Wenn man nicht gerade einen Platz bei weltwärts, dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, ergattert, so ist das Vertrauens- und Sicherheitsproblem meist der entscheidende Faktor bei der Wahl der richtigen Vermittlungsagentur.
Daher fällt bei den meisten jungen Menschen die Wahl schnell auf eine große Organisation, die dank ihres Marketingbudgets es erfolgreich schafft, das Vertrauen seiner potenziellen Kunden zu gewinnen erkaufen. Doch dieses Vertrauen kostet eben Geld. Und so bieten diese Vermittlungsorganisationen diverse Volontariate oder Auslandspraktika in Nepal (oder in anderen Teilen der Welt) für unverschämt hohe Preise an!

Doch Freiwilligenarbeit muss/darf nicht teuer sein! Der Preis ist in diesen Fällen kein Indikator für Sicherheit und Vertrauen!

Es gibt genügend gemeinnützige Organisationen, sowohl hier in Deutschland als auch in Nepal, die Freiwilligenarbeit anbieten und nur einen Bruchteil dafür verlangen, was die großen Vermittlungsorganisationen für ihre unfassbaren Preise andrehen möchten.
Eines dieser einheimischen gemeinnützigen Organisationen ist Nepali-Host-Family. Ich habe selbst eine sehr lange Zeit in Nepal verbracht und konnte diese Organisation und die Menschen, die dahinter stecken, bestens kennenlernen. Es ist ein sehr junges Unternehmen, dass viele verschiedene Projekte zu einem (für uns) günstigen Preis anbietet. Ihre Vision ist es, dass Freiwilligenprogramme in Zukunft fair angeboten werden können. Für weitere Informationen kann neben der Homepage von Nepali-Host-Family, auch bei mein-Nepal.de vorbei geschaut werden.

ACHTUNG: Die von mir hier damals vorgestellte Organisation Nepali Host Family kann ich aktuell (März 2016) NICHT mehr empfehlen. Mehr dazu hier: http://www.mein-nepal.de/nepal-reise/ehrenamt-in-nepal/aktuell-nepali-host-family-nicht-zu-empfehlen/.

Wer denkt, dass bei einem höheren Preis mehr Geld an die jeweiligen Projekte und Gastfamilien fließt, irrt sich gewaltig!

Glückliche Volontäre, weil wir dank Nepali Host Family wissen, dass das Geld auch bei den Projekten ankommt.
Glückliche Volontäre, weil wir dank Nepali Host Family wissen, dass unser bezahltes Geld auch bei den Projekten ankommt. (Foto: Khai-Thai Duong / mein-Nepal.de)

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das meiste Geld nicht an die Einheimischen geht! Wenn man über 2.200€ für ein Volontariat von drei Monaten in Nepal zahlen soll (ohne Flug), kann man zu Recht behaupten, dass dies nichts anderes ist als Geldmacherei!
Zum einen liegt das nepalesische Bruttonationaleinkommen pro Jahr pro Kopf laut BMZ (2011) bei 540 US-$. Zum anderen gehen im besten Fall maximal insgesamt nur weniger als 20% an die Gastfamilie und an die Institution, in der man tätig ist – sofern das Geld es bis dorthin auch schafft 🙁
Mit diesem Wissen kann man sich zu Recht fragen, ob man diesen Organisationen mit Hauptquartier in einem Industriestaat wirklich sein hart verdientes Geld in die Hand drücken möchte 😉

Größere Organisationen erleichtern den sozialen Kontakt zu Gleichgesinnten und bieten mehr Sicherheit

Dass es leichter ist mit einer großen Organisation neue Leute kennen zu lernen, ist außer Frage, da bei den angebotenen „Social Events“ (Saufpartys -.- ) auch mehr Gleichgesinnte anwesend sind. Doch auch bei den gemeinnützigen Organisationen ist man in der Regel nicht allein. Wenn man aber beispielsweise nur 5 Mitstreiter anstatt 25 hat, ist es doch klar, dass man mal keinen findet, der oder die mit einem etwas unternimmt. Aber das ist definitiv die Ausnahme 🙂
Dass große Organisationen mehr Mitarbeiter haben, ist auch klar. Doch diese haben pro Kopf unzählige Volontäre, denen sie weiterhelfen müssen. So gesehen, können kleinere Organisationen mit weniger Volontären effektiver helfen – vor allem wenn der Mitarbeiter ein Einheimischer ist 😉

Wer weitere Fragen hat, kann sich gerne an mich wenden. Ich wollte mit diesem Bericht einzig verdeutlichen, dass es gewaltige Preisunterschiede bei den vielen Angeboten gibt und dabei vor Augen führen, dass man sich nicht unbedingt vom Marketing täuschen lassen sollte…
…und das sage ich als Marketer…sind „wir“ nicht toll 😀


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Namasté! Schön, dass Du meinen Nepal Blog gefunden hast. Ich heiße Khai-Thai, ich bin in Deutschland geboren, meine Eltern stammen aus Vietnam, Frankfurt ist meine Heimat und Nepal mein Zuhause. Seit 2011 besuche ich das wundervolle Land für mehrere Monate im Jahr und engagiere mich für unsere Hilfsprojekte vor Ort. In diesem Nepal Blog schreibe ich über meine Eindrücke, Erfahrungen, Anekdoten und Projekte - Einfach mein-Nepal eben ;)

7 Antworten

  1. Snowland

    Guten Morgen Norman,
    nicht nur dir geht das gegen den Strich 😉
    Leider ist es aber so, dass sich „Neulinge“ oftmals für die großen, namenhaften Organisationen entscheiden, da sie dem Irrglauben befallen sind, dass eine teuere Organisation besser ist als eine kleine, günstige….
    Hinzu kommt, dass man den Preis für den Volontäreinsatz mit den Preisen in der Heimat vergleicht. So kann man dazu neigen zu denken, „ist doch eigentlich ganz günstig für Verpflegung, Unterkunft und Administration“.
    Doch muss man diesen Preis eigentlich mit der Inlandskaufkraft seines Einsatzlandes vergleichen!!!!!!!!!!

    Die, die schon einmal volontiert haben, entscheiden sich meistens gegen die großen Organisation…

  2. Norman

    Hi
    Der Beitrag liest sich wirklich gut. Ich bin auch der Meinung, dass Volontäreinsätze nicht übermässig teuer sein sollten. Habe selber in Südafrika für drei Monate gearbeitet und kann wirklich behaupten, dass es auch anders geht. Die grossen Organisationen möchten doch nur noch mehr Profit machen und das auf Kosten der Projekte und Freiwilligen. Das geht mir gehörig gegen den Strich!!!

  3. Snowland

    Hallo Norman,
    leider wissen zu wenige (junge) Menschen, dass es auch anders geht. Ein Problem liegt auch daran, dass diese von den Eltern gesponsort werden….

    Ich gehöre leider auch zu denen, die den Fehler gemacht hatten zu viel gezahlt zu haben.
    Ich war insg. 7 Monate in Nepal. 3 davon mit der großen Organisation, die anschließenden 4 mit der einheimischen Organisation bei der ich insg. weit unter 1000€ gezahlt habe. Also noch nicht mal die Hälfte der Summe, die ich für die ersten 3 Monate gezahlt hatte 🙁

    Wenigstens werde ich so einen Fehler nicht noch einmal begehen.

    Beste Grüße zurück,
    Khai

  4. Norman

    Hi
    Ich kann Deinen Unmut auch gut verstehen. Ich kenne genügend Organisationen, die solche Preise ausrufen. Aber es geht auch anders. Ich war selbst in Südafrika und habe einen Bruchteil bezahlt.

    LG
    Norman

  5. Snowland

    Hallo Ecki,

    eigentlich sollte das meiste Geld für Unterkunft/Verpflegung an die Gastfamilie gehen.
    In der Praxis geht nur ein Bruchteil des Geldes an die Gastfamilie. Der Hauptteil wird gerne für „Administration“, Gehälter und „Projektüberwachung“ aufgewendet.

    Wie ein Preis von über 2.200€ für 3 Monate Nepal zu rechtfertigen ist, keinen Schimmer… Denn „Anspruch“ hat man auf sonst nichts. Alle zusätzlichen Kosten für Wochenendtrips, die die teure Agentur auch organisiert, müssen selbst getragen werden. Rabatt Fehlanzeige! Die selben Preise hätte auch jeder andere Tourist ohne große Verhandlungen ergattern können!

    Die gemeinnützigen Organsationen verlangen für 3 Monate weit unter 1.000€. Bei meinen Freunden von Nepali-Host-Family sind es sogar „nur“ 600€. Dabei wird fast die Hälfte für Unterkunft/Verpflegung verwendet, weitere 30% werden in einen Spendenfond gesammelt und der Rest (1/4) ist für administrative Kosten gedacht.

    Bedingungen: über 18, möglichst Englisch beherrschen und Engagement zeigen 🙂

    LG und einen schönen Sonntag noch!
    Khai

    PS: Mit 2.200€ kann ich in Nepal fast zwei Jahre lang auf „westlichem Niveau“ leben -.-

  6. eckisupdate

    Hallo Khai,

    Das mit den hohen Kosten für Volontäre wundert mich sehr,
    kann es wirklich nicht verstehen.

    Für was „bezahlt“ denn der Volontär??
    Sind das Kosten für Unterkunft und Verpflegung?
    Auf was hat denn der Volontär noch „Anspruch“?

    Wie hoch sind denn die ungefähren Kosten bei kleineren Organisationen?
    Was gibt es denn für Zulassungsbedingungen?

    LG und ein schönes Wochenende.
    Ecki

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